Alia, 22 Jahre, Team Visions-Suche 2014 im Salzkammergut
Drei Tage Dauerregen, Sturm, Gewitter. Und die Suche nach Heilung, Seelenfrieden, Lebenswillen. Ich suchte meinen unverletzten Kern und fand ihn nicht. Dafür begegnete mir viel anderes, viel Herausforderung und Überforderung, aber auch etwas wie Stille. Balsam für meine chaotischen inneren Zustände.
Zurück von der Auszeit: Euphorie – Sättigung – Verzweiflung. Der Verzicht hatte mir so gut getan. Ich musste lernen, dass Visionssuche kein Allheilmittel ist. Und erst recht kein Therapieersatz. Aber sie kann eine Orientierung geben, einen Lichtblick.
Zurück daheim durchflutete mich zwei, drei Tage eine unglaubliche Energie und ein Glück, wie es mir zuvor unbekannt war. Ich verstand, dass ich auch zu solchen Empfindungen fähig bin.
Drei Jahre später die Rückkehr zur Alm. Eine Rückkehr als neuer Mensch. Hab ich mich selbst ersetzt? Wo ist er hin, der Schmerz? War er überhaupt real? War ich real? Der erste Spaziergang auf der Alm: Die Hütte, die Kühe, die Wiesen sind mir vertraut. Doch eines sehe ich zum ersten mal: die Aussicht, die Berge, die Weite. Das Beeindruckendste an diesem Ort konnte ich damals nicht wahrnehmen, dissoziiert.
Inzwischen hatte ich meinen unverletzten Kern gefunden und dafür meinen Schmerz verloren. Zusammen mit dem Bezug zu meinem früheren ich, zusammen mit dem Realitätsempfinden meiner Vergangenheit. Der Schlüsselmoment der Aussicht hat mir eine Tür geboten, eine Tür der Rückverbindung, der Integration. Jetzt kann mein Schmerz wieder ein Teil von mir sein aber eben nur ein Teil. Er gehört genauso zu mir und ist genauso wertvoll wie mein unverletzter Kern.