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Rück-Blicke

Die Geschichte vom Mäuserich

Der kleine MäuserichÜberliefert von Hyemeyohsts Storm:
Aus dem Buch Sieben Pfeile.
Indianische Initiation in unserer Zeit

Diese Geschichte ist dem Leben eines Menschen sehr ähnlich, ist aber anhand von Tieren erzählt. In dieser Geschichte stehen Tiere und Tierbegegnungen für wichtige Botschaften im Leben. In früheren Kulturen war der Medizinmann vor allem für das innere Heil der Menschen zuständig. Medizin steht in dieser Geschichte daher für innere Heilung. In dieser Geschichte begegnet ein Mäuserich einem Medizinmann in der Gestalt des Frosches, als er auf den Weg der inneren Heilung unterwegs ist.

Folgende Tiere sind die Hauptdarsteller dieser Visionssuche-Geschichte. Nebenan habe ich auch die Symbolik für die diese Tiere stehen geschrieben:

Maus – Perfektion   
Waschbär – Herkunft, Ursprung
Frosch – Reinigung
Büffel – Erschütterung, Veränderung
Wolf – Führer, Lehrer
Adler - Geist, Spiritualität 

Es war einmal ein vielbeschäftigter Mäuserich, der überall herumsuchte, das Gras mit seinen Barthaaren betastete und alles betrachtete. Er war vielbeschäftigt wie alle Mäuse, beschäftigt mit Mäusesachen. Doch dann und wann hörte er so ein ungewohntes, merkwürdiges Geräusch. Dann hob er seinen Kopf, kniff die Augen fest zusammen, sträubte seine Barthaare und wunderte sich. Eines schönen Tages eilte er zu einem benachbarten Mäuserich und fragte ihn: »Hörst du auch ein Rauschen in deinem Ohr, mein Bruder?« »Nein, nein«, antwortete der andere Mäuserich, ohne seine vielbeschäftigte Nase vom Boden zu heben. »Ich höre nichts, lass mich, ich bin jetzt viel zu beschäftigt. Sprich später mit mir«. Dann stellte er einem anderen Mäuserich die gleiche Frage, doch dieser sah ihn ganz seltsam an. »Bist du nicht ganz  richtig im Kopf?  Was für ein Geräusch?« fragte er und schlüpfte sogleich in ein kleines Loch im Stamm eines umgestürzten Baumes.

Der kleine Mäuserich zuckte mit seinen Barthaaren und beschäftigte sich wieder, fest entschlossen, die ganze Sache zu vergessen. Aber da war es schon wieder, dieses Rauschen. Es war etwas undeutlich, eher sehr undeutlich, aber es war da! Eines Tages entschloss er sich, dieses Geräusch ein wenig genauer zu erforschen. Er verließ die anderen vielbeschäftigten Mäuse, lief ein kurzes Stück und horchte wieder. Da war es! Er war eifrig am Horchen, als ihn plötzlich jemand grüßte.

»Hallo, kleiner Bruder«, sagte die Stimme, und der Mäuserich sprang vor Schreck fast aus seiner Haut. Er krümmte Rücken und Schwanz und wollte davonlaufen. »Hallo«, sagte die Stimme wieder. »Ich bin es, Bruder Waschbär.« Und tatsächlich, er war es! »Was machst du denn hier ganz alleine, kleiner Bruder?« fragte der Waschbär. Der Mäuserich errötete und senkte seine Nase fast bis zum Boden hinunter. »Ich höre ein Rauschen in meinen Ohren und bin dabei, es zu erforschen«, antwortete ihm kleiner Mäuserich verschüchtert. »Ein Rauschen in deinen Ohren?« erwiderte der Waschbär, während er sich zu ihm setzte. »Was du hörst mein kleiner Bruder, ist der Fluss.« »Der Fluss?« fragte Mäuserich neugierig. »Was ist ein Fluss?« »Komm mit, und ich zeige dir den Fluss«, sagte Waschbär. Kleiner Mäuserich hatte furchtbare Angst, aber er war entschlossen, sich ein für allemal über das Rauschen Klarheit zu verschaffen. »Ich kann zu meiner Arbeit zurückkehren«, dachte er, »nachdem diese Sache erledigt ist, und möglicherweise kann dieses Ding mir in all meinen geschäftigen Untersuchungen und beim Sammeln behilflich sein. Und meine Brüder sagten alle, es wäre nichts. Ich werde es ihnen zeigen. Ich werde Waschbär bitten, mit mir zurückzukehren, dann habe ich einen Beweis.« »Also gut, Waschbär, mein Bruder«, sagte Mäuserich. »Führe mich zum Fluss. Ich werde mit dir gehen.«

Kleiner Mäuserich ging mit Waschbär. Sein kleines Herz hämmerte in seiner Brust. Der Waschbär führte ihn auf fremden Pfaden, und kleiner Mäuserich roch den Duft von vielen Dingen, die an diesen Wegen vorbeigegangen waren. Viele Male fürchtete er sich so sehr, dass er beinahe umgekehrt wäre. Endlich kamen sie zum Fluss! Er war ungeheuer groß und atemberaubend, tief und klar an manchen Stellen und trübe an anderen. Kleiner Mäuserich war außerstande, über den Fluss zu sehen, weil er so groß war. Er brüllte, sang, schrie und donnerte auf seinem Weg. Kleiner Mäuserich sah große und kleine Stücke der Welt, die auf seiner Oberfläche fortgetragen wurden. »Er ist mächtig!« sagte der kleine Mäuserich, nach Worten suchend. »Er ist eine große Sache«, antwortete der Waschbär, »aber hier, lass mich dich einem Freund vorstellen.« An einer ruhigeren und seichteren Stelle war ein Seerosenpolster, leuchtend und grün. Darauf saß ein Frosch, fast so grün wie das Polster, auf dem er saß. Der weiße Bauch des Frosches stand deutlich hervor. »Hallo, kleiner Bruder«, sagte der Frosch. »Willkommen am Fluss.« »Ich muss dich jetzt verlassen«, unterbrach Waschbär, »aber hab keine Angst, kleiner Bruder, der Frosch wird nun für dich sorgen.« Und Waschbär ging weg, am Flussufer entlang, wo er Nahrung suchte, die er waschen und essen konnte.

Kleiner Mäuserich näherte sich dem Fluss und blickte hinein. Er sah eine verängstigte Maus dort widergespiegelt. »Wer bist du?« fragte kleiner Mäuserich das Spiegelbild. »Hast du keine Angst so weit draußen im großen Fluss?« »Nein«, antwortete der Frosch. »Ich habe keine Angst. Mir wurde bei meiner Geburt die Gabe gegeben, sowohl auf dem Fluss als auch in ihm zu leben. Wenn Wintermann kommt und diese Medizin einfriert, kann ich nicht gesehen werden. Aber während der ganzen Zeit, in der der Donnervogel fliegt, bin ich hier. Um mich zu besuchen, muss man kommen, wenn die Welt grün ist. Ich, mein Bruder, bin der Hüter des Wassers.« »Erstaunlich!« sagte endlich Kleiner Mäuserich, wieder nach Worten suchend. »Möchtest du etwas Medizinmacht haben?« fragte Frosch. »Medizinmacht? Ich?« fragte Kleiner Mäuserich. »Ja, ja! Wenn es möglich ist.« »Dann duck dich, so tief du kannst, und spring so hoch wie du dazu imstande bist! Du wirst deine Medizin bekommen!« sagte Frosch.

Kleiner Mäuserich tat, was man ihn geheißen hatte. Er duckte sich so tief er konnte, und sprang dann so hoch er nur konnte. Als er es tat, sahen seine Augen die Heiligen Berge. Kleiner Mäuserich konnte kaum seinen Augen trauen. Aber da waren sie! Dann aber fiel er zur Erde zurück und landete im Fluss! Kleiner Mäuserich bekam Angst und krabbelte zum Ufer zurück. Er war nass und fast zu Tode erschrocken. »Du hast mich getäuscht!« schrie Kleiner Mäuserich den Frosch an. »Warte«, sagte der Frosch. »Du bist nicht verletzt. Lass dich durch deine Angst und deine Wut nicht blenden. Was hast du gesehen?« »Ich«, stotterte Mäuserich, »ich, ich sah die Heiligen Berge!« »Und du hast einen neuen Namen!« sagte Frosch. »Er ist Springende Maus.« »Ich danke dir. Ich danke dir«, sagte Springende Maus und dankte ihm abermals.

»Ich möchte zu meinem Volk zurückkehren und ihm über das was ich erlebt habe erzählen, sagte springende Maus.« »Geh. Geh also«, sagte Frosch, »kehre zu deinem Volk zurück und erzähle ihnen. Es ist leicht nach Hause zurück zu finden. Behalte das Geräusch des Medizinflusses in deinem Rücken. Geh in entgegengesetzter Richtung zu dem Geräusch, und du wirst deine Mäusebrüder finden.«Springende Maus kehrte zur Welt der Mäuse zurück. Aber er fand Enttäuschung. Keiner hörte ihm zu. Und weil er nass war und er keinen Weg wusste, dies zu erklären - denn es hatte nicht geregnet -, hatten viele der anderen Mäuse Angst vor ihm. Sie glaubten, er sei aus dem Munde eines anderen Tieres ausgespuckt worden, das versucht hatte, ihn zu fressen. Und sie wussten alle, dass, wenn er für das Tier, das ihn begehrt hatte, keine Nahrung gewesen war, er auch für sie Gift sein musste. Springende Maus lebte wieder unter seinem Volk, aber er konnte seine Vision von den Heiligen Bergen nicht vergessen.

Die Erinnerung brannte im Geist und im Herzen von Springender Maus. Eines Tages ging er an den Rand des Mäuselandes und blickte auf die Prärie hinaus. Er blickte hoch, um nach Adlern Ausschau zu halten. Der Himmel war voller dunkler Flecken, jeder einzelne ein Adler. Aber Springe Maus war entschlossen, zu den Heiligen Bergen zu gehen. Er sammelte all seinen Mut und lief so schnell er konnte auf die Prärie. Sein kleines Herz hämmerte vor Aufregung und Angst. Er lief, bis er zu einer mit Salbei bewachsenen Stelle kam. Er rastete und versuchte gerade wieder Luft zu schöpfen, als er eine alte Maus entdeckte. Der Flecken Salbei, auf dem Alte Maus lebte, war ein Zufluchtsplatz für Mäuse. Samen waren reichlich vorhanden, und es gab Nestmaterial und auch sonst viele Dinge, um sich zu beschäftigen. »Hallo«, sagte Alte Maus. »Willkommen.« Springende Maus war erstaunt. So ein Platz und so eine Maus.

»Du bist wahrhaftig eine große Maus«, sagte Springende Maus mit all dem Respekt, den er aufbringen konnte. »Dies ist wahrhaftig ein wunderbarer Platz. Und die Adler können dich hier auch nicht sehen«, sagte Springende Maus. »Ja«, sagte Alte Maus, »und man kann von hier auf alle Wesen der Prärie sehen : den Büffel, die Antilope, den Hasen und den Coyoten. Man kann sie alle von hier aus sehen und ihre Namen kennen lernen.« »Das ist wunderbar«, sagte Springende Maus. »Kannst du auch den Fluss und die großen Berge sehen?« »Ja und nein«, sagte Alte Maus mit Überzeugung. »Ich weiß, dass es den großen Fluss gibt. Aber ich befürchte, dass die großen Berge nur eine Sage sind. Vergiss deine Sehnsucht danach, sie zu sehen, und bleib hier bei mir. Hier gibt es alles, was du möchtest, und es ist ein guter Platz zum Leben.« »Wie kann er so etwas sagen?« dachte Springende Maus. »Die Medizin der Heiligen Berge ist nicht etwas, das man vergessen kann.« »Ich danke dir sehr für das Mahl, das du mit mir teiltest, Alte Maus, und auch dafür, dass du dein großes Heim mit mir geteilt hast«, sagte Springende Maus. »Aber ich muss die Heiligen Berge suchen.« »Du bist ein dummer Mäuserich, wenn du von hier fortgehst. Es ist gefährlich auf der Prärie! Sie nur dort oben!« sagte Alte Maus, mit noch mehr Überzeugung. »Sie all diese Flecken! Es sind Adler, und sie werden dich erwischen!«

Es war schwer für Springende Maus fortzugehen, aber er sammelte seinen ganzen Willen und lief schnell weiter. Das Gelände war rau. Aber er krümmte seinen Schwanz und lief mit aller Kraft. Er konnte die Schatten der Flecken auf seinem Rücken fühlen, während er rannte. All diese Flecken! Endlich lief er in eine Gruppe von Wildbeerensträuchern hinein. Springende Maus konnte kaum seinen Augen trauen. Hier war es kühl und sehr geräumig. Es gab Wasser, Beeren und Samen zu fressen, Gräser zu sammeln für Nester, Löcher zu erforschen und viele, viele andere Beschäftigungen. Und da gab es auch eine große Menge von Dingen zum Sammeln.

Er war dabei, seine neue Domäne zu erforschen, als er ein sehr schweres Atmen hörte. Er forschte rasch nach dem Geräusch und entdeckte seinen Ursprung. Es war ein großer Hügel aus Haaren mit schwarzen Hörnern. Es war ein großer Büffel. Springende Maus konnte kaum glauben, wie groß dieses Wesen war, das er dort vor sich sah. Es war so groß, dass Springende Maus leicht in eines seiner Hörner hätte hineinkriechen können. »So ein prachtvolles Wesen«, dachte Springende Maus und schlich sich näher heran. »Hallo, mein Bruder«, sagte der Büffel. »Ich danke dir für deinen Besuch.« »Hallo, großes Wesen«, sagte Springende Maus. »Warum liegst du hier?«. »Ich bin krank und sterbe«, sagte der Büffel zu ihm, »und meine Medizin sagt mir, dass nur das Auge einer Maus mich heilen kann. Aber kleiner Bruder, so etwas wie eine Maus gibt es nicht.« Springende Maus war erschüttert. »Eines meiner Augen!« dachte er. »Eines meiner winzigen Augen würde ihn heilen.« Er huschte zu den Wildbeerensträuchern zurück. Das Atmen des Büffels wurde schwerer und langsamer. »Er wird sterben«, dachte Springende Maus, »wenn ich ihm nicht mein Auge gebe. Er ist ein zu großes Geschöpf, um ihn sterben zu lassen.« Er ging dorthin zurück, wo der Büffel lag, und sprach :»Ich bin eine Maus«, sagte er mit zitternder Stimme. »Und du, mein Bruder, bist ein großes Wesen. Ich kann dich nicht sterben lassen. Ich habe zwei Augen, also kannst du eines davon haben.« Im gleichen Augenblick, als er es sagte, flog Springende Maus` Auge aus seinem Kopf heraus, und der Büffel war geheilt. Der Büffel sprang auf und erschütterte die ganze Welt von Springende Maus. »Ich danke dir, mein kleiner Bruder«, sagte der Büffel. »Ich weiß von deiner Suche nach den Heiligen Bergen und von deinem Besuch am Fluss. Du hast mir das Leben geschenkt, so dass ich den Menschen Gaben machen kann. Ich werde für immer dein Bruder sein. Lauf unter meinem Bauch, und ich werde dich bis zum Fuß der Heiligen Berge bringen, und du brauchst dich nicht vor den Flecken zu fürchten. Die Adler können dich nicht sehen, während du unter meinem Rücken läufst. Alles, was sie sehen werden, ist der Rücken eines Büffels. Ich stamme aus der Prärie und würde auf dich fallen, wenn ich versuchen würde, auf die Berge hinaufzugehen.«

Kleiner Mäuserich lief unter dem Büffel, geschützt und verstecht vor den Flecken, aber mit nur einem Auge war es erschreckend. Die großen Hufe des Büffels erschütterten die ganze Welt jedes Mal, wenn er einen Schritt machte. Endlich kamen sie zu einem Platz und Büffel blieb stehen. »Hier muss ich dich nun verlassen, kleiner Bruder«, sagte der Büffel. »Ich danke dir sehr«, sagte Springende Maus. »Aber weißt du, es war sehr beängstigend, unter dir mit nur einem Auge zu laufen. Ich war ständig in Furcht vor deinen erderschütternden Hufen.« »Deine Angst war umsonst«, sagte Büffel. »Denn meine Art des Gehens ist der Sonnentanzweg, und ich weiß immer, worauf meine Hufe fallen werden. Ich muss nun in die Prärie zurückkehren, mein Bruder. Du kannst mich dort immer finden.«

Springende Maus begann sofort, seine neue Umgebung zu untersuchen. Da waren sogar noch mehr Dinge als an den anderen Plätzen, mehr Beschäftigungen und auch eine Vielfalt von Samen und anderen Sachen, die Mäuse mögen. Bei der Untersuchung dieser Sachen stieß er plötzlich auf einen grauen Wolf, der da saß und absolut nichts tat. »Hallo, Bruder Wolf«, sagte Springende Maus. Die Ohren des Wolfes wurden aufmerksam, und seine Augen leuchteten. »Wolf! Wolf! Ja, das ist es, was ich bin, ich bin ein Wolf!« Aber dann erblasste sein Gesicht wieder, und es dauerte gar nicht lange, bis er wieder still da saß, ohne sich zu erinnern, wer er war. Jedes mal, wenn Springende Maus ihn daran erinnerte, wer er war, wurde er durch die Mitteilung angeregt, vergaß es aber bald wieder. »So ein großes Wesen«, dachte Springende Maus, »aber er hat kein Gedächtnis.«

Springende Maus ging zum Mittelpunkt dieses neuen Ortes und war still. Er lauschte lange dem Pochen seines Herzens. Dann war er plötzlich entschlossen. Er huschte dorthin zurück, wo der Wolf saß, und sprach.

»Bruder Wolf«, sagte Springende Maus.... »Wolf! Wolf!« sagte der Wolf... »Bitte, Bruder Wolf«, sagte nun Springende Maus nochmals, »bitte hör mich an. Ich weiß, was dich heilen wird, eines meiner Augen. Und ich möchte es dir geben. Du bist ein größeres Wesen als ich. Ich bin nur eine Maus. Bitte nimm es an.« Als Springende Maus aufhörte zu sprechen, flog sein Auge aus seinem Kopf, und der Wolf war geheilt. Tränen flossen die Backen des Wolfes herab, aber sein kleiner Bruder konnte sie nicht sehen, denn er war jetzt blind. »Du bist ein großer Bruder«, sagte der Wolf, »denn jetzt habe ich mein Gedächtnis. Aber nun bist du blind. Ich bin der Führer zu den Heiligen Bergen. Ich werde dich dort hinbringen. Dort ist ein großer Medizinsee. Der schönste See der Welt. Die gesamte Welt spiegelt sich darin. Die Menschen, die Zelthäuser der Menschen und all die Wesen der Prärie und des Himmels.« »Bitte bring mich hin«, sagte Springende Maus.

Der Wolf führte ihn durch die Tannen zum Medizinsee. Springende Maus trank das Wasser aus dem See. Der Wolf beschrieb ihm die Schönheit. »Ich muss dich hier verlassen«, sagte der Wolf, »denn ich muss zurückkehren, damit ich andere führen kann, aber ich werde so lange bei dir bleiben, wie du es wünscht.« »Ich danke dir, mein Bruder«, sagte Springende Maus, »aber obwohl ich Angst davor habe, allein zu sein, weiß ich, dass du gehen musst, um anderen den Weg zu diesem Platz zu zeigen.« Springende Maus saß da und zitterte vor Angst. Es war sinnlos zu laufen, denn er war blind, aber er wusste, dass ihn hier ein Adler finden würde. Er fühlte einen Schatten auf seinem Rücken und hörte das Geräusch, das Adler machen. Er spannte sich an für den Schlag. Und der Adler traf! Springende Maus schlief ein. Dann wachte er auf. Die Überraschung, noch am Leben zu sein, war groß, aber jetzt konnte er sehen! Alles war verschwommen, aber die Farben waren wunderschön. »Ich kann sehen ! Ich kann sehen!« sagte Springende Maus immer wieder. Eine verschwommene Form kam auf Springende Maus zu. Springende Maus kniff die Augen fest zusammen, aber die Form blieb verschwommen. »Hallo, Bruder«, sagte eine Stimme. »Willst du etwas Medizin?« »Etwas Medizin für mich?« fragte Springende Maus. »Ja! Ja!« »Dann duck dich so tief du kannst« sagte die Stimme, »und spring so hoch du kannst.« Springende Maus tat, wie man ihn geheißen hatte. Er duckte sich so tief er konnte und sprang! Der Wind fing ihn auf und trug ihn höher. »Hab keine Angst«, rief ihm die Stimme zu. »Klammere dich an den Wind und hab Vertrauen!«

Springende Maus tat es. Er schloss seine Augen und klammerte sich an den Wind, und der trug ihn höher und höher. Springende Maus öffnete seine Augen, und sie waren klar, und je höher er kam, desto klarer wurden sie. Springende Maus sah seinen alten Freund auf einem Seerosenpolster auf dem wunderschönen Medizinsee. Es war der Frosch.

»Du hast einen neuen Namen«, rief der Frosch. »Du bist Adler!«